Gute Schwingungen

Regionalgruppe Köln zu Besuch bei Transrotor

Text: Nick Mavridis Bilder: Christoph Hilser

Block 1

Die Regionalgruppe Köln traf sich im Februar 2025 zu einem Besuch bei Transrotor in Bergisch Gladbach. Das Familienunternehmen ist HiFi-Freunden weltweit bekannt für seine hochwertigen Schallplattenspieler. Aber Moment: Tonmeister und High-End-HiFi, beißt sich das nicht irgendwie?

Block 2

Das Unternehmen Transrotor ist nur anhand der Adresse in einem Wohngebiet Bergisch Gladbachs auszumachen – selbst ein großes Firmenschild würde wahrscheinlich nicht viel Laufkundschaft akquirieren. Dirk Räke und Seniorchef Jochen Räke begrüßten uns herzlich und schufen von Anfang an eine entspannte Atmosphäre. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde und generellen Informationen über die Historie ging es zu einem Rundgang durch die Firma. Höchst interessant waren dabei nicht nur die harten Fakten, wie solch ein Unternehmen arbeitet, sondern auch die vielen Anekdoten aus dem Nähkästchen, mit denen Vater und Sohn zu unterhalten wussten. Arroganz der Pro-Audio-Zunft gegenüber der Hi-Fi-Szene ist generell gänzlich unangebracht und fußt oft auf falschen Annahmen. So hatte sich Dirk Räke beispielsweise selbst als Tontechniker verdingt und sogar ein Studium in Betracht gezogen.

Block 3

In Bergisch Gladbach wird nicht nur entwickelt, sondern auch produziert. Etwas, das in unserer Pro-Audio-Branche wohl kaum eine Rolle spielt, ist für die anspruchsvollen Endkunden äußerst wichtig: perfekte Oberflächen. Für allseitiges Erstaunen sorgte etwa die Antwort auf die Frage, wie lange es dauere, die Chromteile des Transrotor-Tonarmes zu polieren: Es kostet einen ganzen Tag! Da verwundert es nicht, dass die Top-Plattenspieler von Transrotor ein sechsstelliges Preisschild haben können.

Handschuhe sind keine Show: Die perfekte Politur eines einzelnen Tonarmes dauert einen Tag!
Handschuhe sind keine Show: Die perfekte Politur eines einzelnen Tonarmes dauert einen Tag!
Bestandteile des im Hause gefertigten Tonarmes
Bestandteile des im Hause gefertigten Tonarmes
Werkstücke, aus denen externe Motoren gefertigt werden.
Werkstücke, aus denen externe Motoren gefertigt werden.

Block 4

Jochen Räke erklärte jedoch, dass er es für sinnvoll halte, die Produkte, wenn möglich, modular zu halten. Zu vergleichsweise moderaten Einstiegspreisen könnten Basissysteme erstanden werden, die bei Bedarf und Budgetlage um weitere Komponenten erweiterbar seien. Weitere Motoren und externe Motosteuerungen helfen, die so wichtigen präzisen Bewegung des Plattentellers zu verbessern, Basisplatten minimieren Schwingungen zusätzlich.

Block 5

Jochen Räkes zweites Standbein ist nicht die Planung von Bohrinseln, auch wenn die Grafik auf den ersten Blick Ähnlichkeit haben mag: Die Topmodelle sind Meisterstücke der Schwingungsreduktion. Bei Transrotor setzt man dazu primär auf Masse!
Jochen Räkes zweites Standbein ist nicht die Planung von Bohrinseln, auch wenn die Grafik auf den ersten Blick Ähnlichkeit haben mag: Die Topmodelle sind Meisterstücke der Schwingungsreduktion. Bei Transrotor setzt man dazu primär auf Masse!

Das ist auch eines der großen Themen bei Transrotor: Masse hilft, die bösen Schwingungen von den guten zu trennen. Bei manchen der wuchtigen Vinyl-Dreher fragt man sich dann tatsächlich, ob man vor dem Aufstellen eigentlich einen Statiker konsultieren sollte. Umso spannender war es zu erfahren, wie triviales Gewicht mit absoluter Feinmechanik zusammengebracht wird – schließlich sind die Bewegungen der Nadel in der Vinylrille minimal, im unteren zweistelligen Mikrometerbereich. Dass das Abtastsystem möglichst unbeeinflusst von Körper- und Luftschall arbeitet, ist keine banale Aufgabe. Ein Kernpunkt ist die Justage aller Systeme, die mit genauester Präzision vonstattengehen muss. Dementsprechend gibt es bei Transrotor Spezialisten, die sich eine Menge Zeit lassen, um das optimale Ergebnis zu erzielen. Zum Teil auch unter Beobachtung: Während des Treffens war ein Kunde mit seinem alten Transrotor vor Ort, der ihn komplett warten und perfekt einstellen lassen wollte.

Block 6

Der Besuch endete mit einer Kaffeerunde zwischen den unterschiedlichsten Produkten der vergangenen Jahrzehnte. Bei den dortigen Gesprächen zeigten sich die Begeisterung für die erlesene Technik Made in Germany, die tiefen Einblicke in die Produktion und kleinen Schmankerl, die Horizonterweiterung bezüglich unseres direkten Nachbarmarktes HiFi und stellenweise auch die Rückbesinnung auf alte Techniken.

Vielen Dank also an Jochen und Dirk Räke für die Zeit und die Offenheit sowie an Christoph Hilser für eine weitere Organisation eines höchst gelungenen Regionalgruppentreffens.

Block 7