Regionalgruppe Berlin und Dolby Atmos

Immersive und interaktive Technologie und deren Anwendung in TV und Rundfunk, Musik und Film

Text: Christoph Hilser BIlder: Christoph Hilser, Benjamin Steinke

Block 1

Am 21.05.2025 trafen sich auf Einladung der RG Berlin unter der neuen Leitung von Roman Rehausen und Peter Weinsheimer über 40 interessierte Tonmenschen im Tonbüro von Christian Riegel, einer Abteilung der Shoot’n’Post-Gruppe in Berlin. Da ich den VDT-Stand auf der gleichzeitig stattfindenden Showtec betreute, gab es für mich die Möglichkeit, wieder einmal an einer der Veranstaltungen der Berliner Kollegen teilzunehmen.

Block 2

In den ehemaligen, inzwischen top restaurierten Gebäuden der Fernsehtechnik des DDR-Fernsehens (DFF) in Berlin Adlershof, betreibt Christian in einem früheren Studio eine nach allen Regeln der Kunst eingerichtete Cinema Stage, natürlich Dolby Atmos-zertifiziert und mit einer Größe von rund 165 Quadratmetern. Direkt daneben befand sich einst auch das Büro von Tonlegende Gerhard Steinke, der leider kürzlich in hohem Alter verstorben ist.

Block 3

Nach einem herzlichen Empfang mit Kaltgetränken konnten wir schon einen ersten Blick auf die ebenfalls im Gebäude befindliche TV-Stage (ebenfalls mit Dolby Atmos-Einrichtung) werfen und einige Songs von David Zieglers Dolby Atmos-Playlist hören. Dazu gesellte sich auch der frisch prämierte Grammy-Gewinner Hans-Martin Buff, für den es erst mal Glückwünsche regnete und der allen die Nachricht überbrachte, dass die Trophäe inzwischen gut verpackt bei ihm angekommen sei.

Sodann ging es in den optimal gekühlten Kinoraum, in dem die offizielle Begrüßung durch Roman erfolgte. David Ziegler von Dolby eröffnete daraufhin die Vortragsreihe mit Ausführungen zum Einsatz von Dolby Atmos – wo und wie man es hören und wie eine Produktion nach den erforderlichen Spezifikationen ablaufen kann.

Block 4

Das Gute an Dolby Atmos ist neben dem umhüllenden Klang die Eigenschaft, dass immer auch ein Downmix auf die jeweils vorhandene Abhörsituation geschaffen werden kann. Durch die in den Metadaten vorhandenen Informationen ist es den entsprechenden Geräten wie Soundbars oder Smartspeakern möglich, den bestmöglichen Klang wiederzugeben, natürlich auch mit einem entsprechenden Binaural-Rendering auf Kopfhörern. Bisher gibt es Dolby Atmos-Musik-Material auf den Plattformen Apple Music, Amazon Music und Tidal. Auch über Audible sind Hörspiele und Podcasts sowie über diverse Streamingdienste natürlich etliche Serien und Filme in Dolby Atmos verfügbar.

Block 5

Es schloss sich ein Vortrag von Roman an, der am konkreten Beispiel der Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris und ihrer TV-Übertragung bei France Télévisions die Produktionsabläufe zeigte. Komplexe Aufbauten unterschiedlicher Schauplätze und Zuspielungen verdeutlichte er mit Schaubildern, welche jeweils die Audio- und Videostream-Wege zum Sendezentrum illustrierten. Auch hier erfolgten die Informationen, auf welche Weise welches Signal wiedergegeben werden kann, durch die zusätzlich mitgesendeten Metadaten in Form des Serial ADM (Audio Definition Model) im XML-Format. Ziel des Ganzen ist neben einem immersiven Tonerlebnis die Möglichkeit für Menschen mit z. B. Hör- oder Sehbeeinträchtigung, entsprechende personalisierte Einstellungen vorzunehmen, wie ein Ausblenden der Atmo oder Hervorhebung der Kommentare.

Block 6

Hans-Martin Buff startete seine Präsentation mit einigen amüsanten Anekdoten aus seiner frühen Schaffensperiode („5.1 nur mit Reverb, sonst nichts“, „Dolby Atmos ist das VHS von heute“), legte dann aber richtig los. Er machte klar, dass es zwecklos sei, vorhandene Musik nur aufzublähen, um sie Atmos-fähig zu machen. Es gehörte weit mehr hinzu. Die Musik müsse es hergeben, die Komposition darauf abgestimmt oder speziell für diese Art des Hörgenusses konzipiert sein.

Am Beispiel seiner Abmischung für die Dolby Atmos-Version des Albums IO von Peter Gabriel führte er dies eindrucksvoll vor – muss man einfach hören! Nur so viel an dieser Stelle: Er bekam 300 Spuren, es wurden 700 Spuren. Hans-Martin fügte aber durchaus nicht nur Effekte zu den vorhandenen Spuren hinzu, er nahm auch mit (und in Abstimmung mit) Peter Gabriel jede Menge zusätzliches Material auf. Nur so konnte das Album die Intensität, die Tiefe und die Räumlichkeit bekommen. Und es funktioniert nur so gut, wie die Komposition, die Musik es in der kreativen Idee zulässt. Es soll alles zur Erzählung der jeweiligen Songs passen. Die musikalische Welt muss in die immersive Welt transportiert werden. Und man braucht dafür auch definitiv jede Menge Speicherplatz. Sein Leitspruch: „Was ich nicht habe, kann ich nicht wegschmeißen!“

Auf die Frage, ob er daran gut verdient habe, erwiderte er: „Für eine Stereoabmischung wäre das gut bezahlt gewesen …“.

Block 7

Zum Abschluss des offiziellen Teils führte Christian Riegel noch einige Filmausschnitte vor, um zu dokumentieren, dass die Atmos-Effekte die Erzählungen und Handlungen des Films immens verstärken. Aber auch das muss immer zur Story passen, authentisch sein. Dolby Atmos erzeugt Stimmung, Orientierung. Aber nur dann, wenn es gezielt und richtig eingesetzt wird.

Natürlich gab es beim anschließenden Netzwerken viel Gelegenheit, sich über das Gehörte zu unterhalten, heiß zu diskutieren und Kontakte zu vertiefen. Der Kühlschrank wurde, so glaube ich, nicht ganz geleert. Ich musste dann wieder los. Die Showtech am nächsten Morgen rief.

Block 8