Rückblick auf drei spannende Veranstaltungen der Regionalgruppe Leipzig
Workshop von SSL und Brandenburg Labs, Spatial Audio Listening Session
Text & Bilder: Felix Wege
Text & Bilder: Felix Wege
Die Regionalgruppe Leipzig hat in den vergangenen Wochen ein abwechslungsreiches Programm in den Räumlichkeiten der HTWK Leipzig auf die Beine gestellt: Vom Hands-on-Workshop an der aktuellen SSL L-Serie über spannende Einblicke von Brandenburg Labs in die Entwicklungen der Kopfhörer der Zukunft bis hin zur Spatial Audio Listening Session, die ihren Weg von Hamburg zu uns gefunden hat. Wir blicken auf drei Veranstaltungen zurück, die den kollegialen Austausch und das gemeinsame Hören in den Mittelpunkt stellten.
Den Auftakt machte am 25. März ein Workshop rund um die SSL L-Serie – eine vergleichsweise junge Livemischpultreihe mit höchstem Anspruch. Jörg ter Veer, Teamleiter bei Audio Pro und zuständig für die SSL-Reihe, gab den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zunächst einen fundierten Einblick in die Philosophie und das Bedienkonzept der Pulte. Besonders im Fokus stand dabei die Integration der Mischpulte in verschiedene Live-Setups. Im Anschluss an die theoretische Einführung hieß es: Hands-on mit Olli Tschotow! Der FoH-Enigneer und Geschäftsführer der Melodus GmbH sammelt seit 2019 Erfahrung mit der Mischpult-Serie und konnte so Einblicke in den tatsächlichen Nutzen der zahlreichen Features geben.
Alle Anwesenden hatten die Gelegenheit, die Pulte ausgiebig selbst zu bedienen, Workflows zu testen und sich mit der Effektpalette vertraut zu machen. Hierbei wurde insbesondere der Reverb der Serie gelobt, der in puncto Natürlichkeit und Transparenz selbst bei ungewöhnlich langen Nachhallzeiten überzeugen konnte. Abgerundet wurde die Veranstaltung durch regen kollegialen Austausch der Beteiligten bei Kaltgetränken und köstlichen Reisgerichten in der Pause.
Am 16. April war Brandenburg Labs bei uns zu Gast und stellte mit Okeanos Pro ein Kopfhörersystem vor, das eine Binauralisierung von Lautsprecher-Setups mit sechs Freiheitsgraden (6DOF) ermöglicht. Vorangestellt war ein anschaulicher Überblick über Grundlagen der Psychoakustik von Prof. Brandenburg, der von der Funktionsweise des menschlichen Gehörs über die Plausibilität von Binauralisierungen bis zu aktuellen Diskussionen über die Relevanz und Zukunft von Head-Related Transfer Functions (HRTFs) bei der Binauralisierung reichte.
Im Mittelpunkt standen die Vorstellung des Systems und seiner Anwendungsmöglichkeiten für immersive Audioproduktionen und weiterführend auch den Möglichkeiten im Consumerbereich. In offenen Diskussionsrunden tauschten sich die Teilnehmenden über Chancen und Grenzen aus, die sie für das Kopfhörersystem im professionellen Produktionsbereich sehen. Inwieweit das System (zumindest bis zu einem bestimmten Punkt in der Produktion) tatsächlich geeignet ist, Lautsprecher zu ersetzen, muss sich in der Praxis zeigen. Unter anderem dafür arbeiten Brandenburg Labs mit Hochschulen zusammen, sodass das System durch Erfahrungsberichte erweitert und an die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer angepasst werden kann.
Neben einem klassischen Stereo-Setup konnten die Teilnehmenden auch die Binauralisierung des 3D-Lautsprecher-Systems unseres Analogstudios mit dem Okeanos Pro-System testen. Dabei überzeugte vorwiegend die hohe Geschwindigkeit des Trackings, welches anderen Systemen gegenüber als überlegen empfunden wurde.
Den Abschluss bildete ein Einblick in die Ideen der Weiterentwicklung von Kopfhörern bei Brandenburg Labs. So soll ihr PARty-System (“Personalized Auditory Reality”) die Möglichkeiten des menschlichen Gehörs über Kopfhörer erweitern und Funktionen wie die Platzierung von Schallquellen im virtuellen Raum oder die gezielte Steuerung der hörbaren Umgebung ermöglichen. Es wird spannend sein zu sehen, wie die Entwicklungen auf dem Markt bestehen und ihn und die Art, wie wir Audio hören und produzieren, eventuell verändern könnte.
Die Veranstaltung war nicht nur gut besucht, sondern bot auch ein sorgfältig ausgewähltes Programm: von historischen Aufnahmen, darunter ein beeindruckend räumliches Stück von der Weltausstellung in Brüssel 1958, über Quadrophonie-Klassiker à la The Dark Side of the Moon und Ambisonics-Soundscapes bis zu aktuellen Produktionen in Dolby Atmos. Zwischen den Hörbeispielen gab es spannende Hintergrundinfos zu den Stücken und deren Entstehung sowie Diskussionen über den Eindruck der Produktionen. Besonders interessant war hier die Fehleinschätzung der Besuchenden gegenüber den Wiedergabeformaten. Wie viel Räumlichkeit und wahrgenommene Höhe bereits über vier Lautsprecher erreicht werden kann, ist wirklich beeindruckend.
Zudem war spannend zu erfahren, wie sich Ideen und Fehler, die zur Zeit der Quadrophonie aufkamen, heute wiederholen. Die Auseinandersetzung und der Austausch lohnen sich hier also umso mehr. Dies schienen sich auch die vier neuen Mitglieder zu denken, die am Ende der Veranstaltung dem Verband beitraten. Umso schöner ist es, dass es mit dem Format bei uns in der Regionalgruppe weitergeht und schon die nächste Session in Planung ist.
Die vergangenen Wochen haben erneut gezeigt, wie wertvoll der persönliche Austausch und das gemeinsame Hörerlebnis sein können. Wir bedanken uns herzlich bei allen Beteiligten, Referierenden und Gästen und freuen uns auf die kommenden Veranstaltungen in der Regionalgruppe Leipzig.