Movement im Midfield-Bereich
8380A: Genelecs neuester SAM-Main-Monitor
Spotlight-Interview mit Eric Horstmann, Bilder: Markus Thiel
Spotlight-Interview mit Eric Horstmann, Bilder: Markus Thiel
Seit mehr als vier Dekaden werden im finnischen Ort Iisalmi erfolgreich professionelle Lautsprecherlösungen auf nachhaltige Weise entwickelt und unter höchster Sorgfalt produziert. Mit dem neuesten Hauptmonitor-Modell 8380A adressiert Genelec die technischen und klanglichen Bedürfnisse professioneller Recording- und Mastering-Studios.
Zur internationalen Messepremiere der sowohl in Weiß als auch in Schwarz erhältlichen Lautsprecher, trafen wir uns mit dem Business Development Manager Eric Horstmann im Rahmen der Beatcon in Berlin zu einer Demo und einem Interview.
Koaxiale Lautsprecher haben bei Genelec eine lange Tradition. Wir haben mit dem 8260A den ersten Lautsprecher mit koaxialem Hoch-/Mitteltontreiber bereits 2008 auf den Markt gebracht und können demnach auf etliche Jahre Entwicklung und Research zurückblicken. Die Koaxial-Speaker bauen wir im Übrigen absolut nahtlos und spaltfrei. 2015 haben wir dann das erste 3-Wege-Koaxialsystem vorgestellt, das 8351 in der A-Revision, die mittlerweile schon durch eine B-Revision ersetzt wurde. Diese Linie haben wir dann größenmäßig nach oben und unten erweitert, sodass diese Lautsprecherfamilie heute über vier Modelle verfügt, deren Gemeinsamkeit dasselbe koaxiale Konzept ist – von der 8331A über die 8341A und 8351B bis zur 8361A.
Vor zwei Jahren – zu unserem 45. Jubiläum – haben wir zusätzlich unser Flaggschiff-Monitormodell mit der Nummer 8381A herausgebracht (Du merkst schon, wir bei Genelec lieben Zahlen!). In dieses Modell integrierten wir einige Features, die es vorher so weder in unserer Produktpalette noch bei unseren Mitbewerbern gab. Herausgekommen ist schließlich ein 5-Wege-System als Main-Monitor, welcher sich allerdings primär freistehend positionieren lässt und auch exakt für diese Nutzung konzipiert wurde. Es ist mittlerweile ja recht selten, dass Studios über Jahrzehnte in denselben Räumlichkeiten bleiben, und bevor man beim Umzug dann die Wand aufreißen muss, bietet ein nicht eingebautes System deutlich flexiblere Möglichkeiten. Dieser Ansatz war für unsere Entwicklungen sehr richtungsweisend. Mit dem gerade erst vorgestellten 8380A setzen wir diese Philosophie nun konsequent fort. Bei diesem Modell wird der Hoch-/Mitteltontreiber durch einen klassischen 15″-Basstreiber letztlich zu einem 3-Wege-System ergänzt.
Beim 8380A haben wir eine ziemlich große Schallführung realisiert, die in der Praxis eine sehr homogene Abstrahlcharakteristik gewährleistet. In der Folge profitiert das System von einem außergewöhnlich breiten Sweetspot ohne Klangfärbung beim Verlassen der Achse. Im Großen und Ganzen wurde das Design vom 8381A übernommen. Allerdings wurde der Waveguide überarbeitet, denn der 8381A besaß noch vier von uns selbst entwickelte Domlautsprecher, sogenannte Tief-/Mitteltöner, auf die wir beim Design der 8380A aus ökonomischen Gründen verzichtet haben. Die eingesetzte koaxiale Einheit basiert auf der gleichen Technologie, welche allerdings speziell auf die Bedürfnisse des aktuellen Speakers angepasst wurde.
Neu sind die redesignten, frontal integrierten Bassreflexöffnungen, deren Positionierung allein schon durch die herausnehmbaren 19″-Endstufen auf der Rückseite für einen möglichen Wandeinbau nicht zufällig gewählt wurde. Neben der akustisch sinnvollen, aber natürlich auch etwas oldschool wirkenden Integration in entsprechend vorbereitete Wandelemente, lassen sich die neuen Modelle auch freistehend nutzen. Ein feines, aber praktisches Detail sind zudem die Maße des Lautsprechers, denn diese stimmen 1:1 mit unseren älteren Modellen, wie etwa dem 1038 oder 1238, exakt überein. Für den Fall, dass ein Kunde seine alten wandverbauten Lautsprecher durch die 8380A ersetzen möchte, erhält er ein auf den Millimeter passendes Replacement. Bis heute gibt es Kunden, die das Upgrade von den rein analogen 1038 auf die DSP-Varianten 1238 aus unterschiedlichsten Gründen nicht mitgegangen sind und für die eine Umrüstung zum jetzigen Zeitpunkt umso interessanter sein dürfte.
Die technischen Eckdaten haben sich, was Schalldruckpegel und Frequenzgang angeht, eigentlich nicht großartig verändert. Letzterer ist allerdings mit der 8380A nun noch einmal linearer geworden. Zudem verfügen die Modelle über ein Eigenrauschen, welches erfreulicherweise unterhalb der Hörschwelle liegt. Ein Feature, das sich im Übrigen gerade ausgezeichnet überprüfen lässt, denn wir führen unser Gespräch knapp 20 Zentimeter von einer aktiven Einheit entfernt. 25 Pascal entsprechen 0 dB, und wir haben es bei diesem Monitor mit lediglich 16 Pascal Eigenrauschen zu tun. Dies ist zwar physikalisch messbar, aber selbst mit den besten Ohren unhörbar. So kommt es selbst bei großen Multikanal-Set-ups zu keinem wahrnehmbaren Aufaddieren des Eigenrauschpegels, was ja in der Branche ein nicht unerhebliches Thema ist.
Die 8380A setzen auf der neuesten Amp-Revision von Genelec auf, dem RAM-L2. Dieser treibt den 15″-Speaker mit 500 Watt Class-D-, den Mitteltöner mit 250 Watt Class-D- und den Hochtöner mit einem 200 Watt Class-A-B-System. Im Betrieb verbraucht das Gesamtsystem dabei lediglich 20 Watt und dank ISS (dem sogenannten Intelligent Signal Sensing) schalten die Systeme bei fehlendem Eingangssignal nach einer definierten Zeit über den DSP in den Standby-Modus, in dem sie dann nur noch 2 Watt verbrauchen. Wenn man also abends das Studio verlässt, muss man sich praktischerweise überhaupt keine Gedanken mehr um das Ausschalten sämtlicher Monitore machen. Diese Technologie setzen wir auf der Basis unseres Nachhaltigkeitsanspruchs schon einige Zeit in all unseren DSP-gestützten Systemen ein.
Auch bei den 8380A handelt es sich um klassische SAM-Lautsprecher. Das heißt, die verbauten DSPs lassen sich über unsere eigene GLM-Software einmessen und kalibrieren. Ebenso lässt sich jede Einheit darüber in beliebige Set-ups integrieren, wie hier vor Ort in eine Dolby-Atmos-Installation. Ein weiterer Vorteil der neuen Systeme ist, dass diese ebenfalls über die aktuelle DSP-Generation verfügen. Mit dieser ist jetzt sogar möglich, beim Einmessen ein positives Gain zu setzen. Ich darf an dieser Stelle allerdings anmerken, dass wir in der Regel keine großen Freunde dieser Technik sind, da man unserer Auffassung nach akustische Probleme nicht durch elektrische Maßnahmen löst. Für den Fall allerdings, dass etwa schmalbandige Auslöschungen vorliegen, lassen sich diese nicht selten durch Anhebung der Flanken noch schmalbandiger und unauffälliger gestalten.
All unsere Lautsprecher werden zudem durch unseren sogenannten GRADE-Report (Genelec Room Acoustic Data Evaluation, Anmerkung der Redaktion) ausgelesen. Das ist ein umfangreicher Raumakustik-Report. Aus unseren Messdaten können wir weitaus mehr auslesen als einen Frequenzverlauf, Volume oder ein Delay. Es lassen sich Wasserfalldiagramme, die Abklingzeit des Raums, der Abstand zwischen höchstem und tiefstem Notch, das Verhältnis von Early und Late Reflections darstellen, sodass wir unseren Kunden gemeinsam mit jedem einzelnen Monitor ein umfangreiches individuelles PDF-Datenblatt übergeben können. Anhand dessen lässt sich dann schnell die eigene Abhörsituation analysieren und bewerten, was eine gute Grundlage für weitergehende Gespräche mit einem Akustiker über zielgerichtete physische Raumanpassungen darstellen kann.
Das VDT-Magazin bedankt sich für die Unterstützung durch diesen Spotlight-Beitrag.