Die neuen EBU-Dokumente R128 s3 und Tech 3401 geben wichtige Impulse für die Radioproduktion der Zukunft. Lange Zeit war die Produktionskultur in den Funkhäusern stark von UKW geprägt. Heute bedienen Hörfunkprogramme eine Vielzahl digitaler Vertriebswege. Programme und Beiträge werden linear und on-Demand mehrfachverwertet. Mit der Trennung von Produktion und Distribution bietet die EBU nun einen Ansatz für ein stärker multimedial ausgerichtetes Produktionsverständnis, das zugleich wichtige Distributionsanforderungen erfüllt. Dies wird im Vortrag erläutert.
EBU R 128 definiert fünf Parameter, deren Innovationspotential über das rein Technische hinausreicht. Die betrieblichen Chancen von R128 zu nutzen ist eine Zukunftsaufgabe. Dabei sind auch die Hersteller von Content Management Systemen und DAWs gefordert. Das Nutzungserlebnis im WEB wandelt sich ständig. Die Workflows von Produktion und Distribution an zukünftige Entwicklungen anzupassen fällt leichter, wenn die Aussteuerung nach Lautheit in der Produktionskultur der Funkhäuser fest verankert ist. Dazu möchte der Autor beitragen.
Neue Fronten im Loudness War?
BR-1-2 | Stephan Heimbecher |
Johannes Hegele, Michael Kratschmer, Wolfgang Rein, Gerd F. Schultze, Karl M. Slavik, Florian Camerer, Aaron Hipple | Roundtable Discussion (German)
Der sogenannte „Loudness War“ existiert spätestens seit der Einführung der CD in den frühen achtziger Jahren. Mit dem Aufkommen der werbefinanzierten Privatsender erreichte er wenige Jahre später auch das Fernsehen. Während im Bereich mancher CD-Produktionen die Dynamik mehr und mehr verloren ging, wurden im privaten Fernsehen und auch Hörfunk der Lautheitssprung zu Beginn der Werbeblöcke von vielen Zuschauern und Zuhörern als lästig empfunden.
Mit der Umsetzung der EBU-Richtlinie 128 im Fernsehen seit dem 31. August 2012 konnte diese Problematik maßgeblich adressiert werden. Für Radioprogramme war der Handlungsdruck geringer, weil Vorgaben für die UKW-Multiplexleistung bereits zu einer Annäherung der Lautheiten führen. Allerdings hat sich seither das Spektrum der Distributionskanäle deutlich erweitert, wodurch sich für Medienanbieter zusätzliche Fragen ergeben.
In Bezug auf die Distribution von Audio und Video im Web liegen zum Beispiel die Lautheits-Zielwerte von Netflix (-27 LUFS) und YouTube (-14 LUFS) weit auseinander. Warum ist das so? Und wie soll sich ein Medienanbieter diesbezüglich positionieren? Welche Probleme wirft das auf und welche Lösungen bieten sich bereits jetzt und in der Zukunft an?
Schon heute befinden sich Medienanbieter in einem Zielkonflikt zwischen Wohnzimmer und Mediennutzung unterwegs. Doch mit welchen zusätzlichen Herausforderungen ist zu rechnen, wenn in ein paar Jahren die unterschiedlichen Distributionswege in den Mediensystemen der (autonomen) Fahrzeuge aufeinandertreffen? Geht der „Loudness War“ in eine neue Runde?